Hallo liebe Leser zum ersten Interview des InFocus. Ich habe mir für das erste Interview ein echtes Urgestein des AG-Spiels geholt. KM-Scheuer auch bekannt unter Solid.
Hallo KM, stelle dich mal kurz vor: Hi, ich bin K-M, bin seit dem zweiten Tag im AG-Spiel, also inzwischen fast 8 Jahre. Früher lange Zeit als Admin, seit 2 1/2 Jahren bin ich aber wieder als normaler Spieler unterwegs :) Wie hast du das AGS entdeckt? Das kam damals über das Wertpapier-Forum. Dort hatte Rady einen Thread zum AG-Spiel erzeugt und ich mich kurzerhand angemeldet. Wie waren deine ersten Tagen im AGS? Wild :D Das AG-Spiel in seiner damaligen Form hatte nicht soviel gemein mit dem AG-Spiel von heute. Der Markt war unreglementierter, es gab viel mehr Action. Der Markt bestand aus 160 Leuten, die entweder aus dem Wertpapier-Forum oder aus dem anderen Spiel von Rady, dem Bankmanager-Game, kamen. Es gab kaum Anhaltspunkte was die AGs wirklich wert waren und wer am Ball bleiben würde. Es wurde wild gehandelt, es wurden Preise getrieben und ohne Rücksicht auf Verluste getradet. Ich war direkt fasziniert von der Action :) Nach etwas Rumspielerei habe ich mir erstmal das ganze Wiki durchgelesen und Rady und Wilbur mit Fragen gelöchert. Ich wurde recht bald dritter Admin, während das Spiel stetig runter ging bis auf 20-30 Spieler. Damals arbeiteten wir Indizes und Anleihen aus, integrierten den Chat ins Spiel und brachten das Spiel in Browsergametoplisten nach vorne. Das gab dem Spiel wieder den nötigen Kick und die Spieler blieben wieder länger am Ball :) Du bist jetzt schon eine gewisse Zeit im Spiel. Hast du Tipps für Newcomer? Auf was sollten sie ganz am Anfang besonders achten? Schaut, dass Ihr einen gesunden Mix aus Chance und Risiko fahrt. Gerade am Anfang sind Anleihen eine super Sache. Sie bieten null Risiko und hochprozentige Gewinne. Das muss man erstmal durch Spekulation verdienen. Dennoch würde ich jedem empfehlen zu handeln. Einfach die Anleihengewinne zum Traden verwenden, dann riskiert man nicht zuviel und kann seine Lernerfahrungen machen, ohne die AG gegen die Wand zu setzen. Da man im AG-Spiel als Daytrader schlechte Karten hat, solltet Ihr immer darauf achten, dass Ihr eine gute Diversifikation (z.B. kein Posten über 5% vom Buchwert) im Depot erreicht. Auch ein guter Tipp für langfristige Investitionen, wenn man ein paar Wochen dabei ist: Immer nur in schneller wachsende (vorzugsweise kleinere AGs als die eigene) AGs investieren. Von den hochriskanten Zertifikaten sollte man die Finger lassen, bis man weiß, was man tut (aber das gilt im Grunde für jede Anlageklasse). Was hat dich hier bis jetzt so gefesselt? Ich finde den Spielkern bis heute faszinierend. Das Spiel selbst greift nur an wenigen Punkten ins Spielgeschehen ein, die Handelsaction kommt von den Spielern. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass die Spieler den Markt machen. Wie hat sich deiner Meinung nach das AGS verändert? Das Spiel hat mehrere Entwicklungsphasen gehabt. Rückblickend würde ich die Zeit 2012-2015 als die beste des AG-Spiels bezeichnen. Damals wuchs es von ein paar hundert auf über 2000 Spieler, es gab viele Userprojekte, das Spiel wurde ernsthaft bespielt und es war immer was Großes am Laufen. Vor dieser Phase war es noch etwas experimenteller, es war unklar, ob das Konzept funktionieren kann. Mit der Zeit lernten wir, was das Wichtige im Spiel ist und was die Leute begeistert und was zur Hochphase 2012-2015 führte. 2015 gab es einen langsamen Wandel, Rady hatte RL-bedingt nicht mehr soviel Zeit, es wurde immer reglementierter und die Spielmechanik änderte sich nicht mehr soviel wie früher. Was würdest du verändern? Ich glaube, dass man das AG-Spiel gar nicht groß verändern sollte. Man könnte jetzt groß und breit über das Design der Spielmechanik philosophieren, die Anleihen hinterfragen usw. Ich halte das Ganze aber für nicht besonders zielführend, weil man damit Rady auch nicht mehr Zeit verschafft, die nötig wäre, um das Spiel an den tiefsitzinden Stellschrauben zu optimieren. Was mir am meisten fehlt, ist der Handel. Um hier mehr Action zu erzeugen, gibt's zwei einfache Stellschrauben: Handelsaktivität stärker belohnen, damit ein Anreiz zum Handeln da ist und mehr Spieler ins Spiel schaffen. Dazu müsste Zeit und/oder Geld aufgewendet werden, aber das ist relativ leicht zu machen. Mehr Spieler bringen mehr Action, bringen mehr Spaß. Hat sich das AGS auch auf dein Privatleben ausgewirkt? Klar, ich habe viel gespielt, etliche Abende im Indexchat verbracht und Aktionen ausgetüftelt, Podcasts aufgenommen, Analysesoftware geschrieben, Artikel geschrieben und nebenbei noch das Spiel administriert. Klingt zwar viel, war auch viel, aber hat auch viel Spaß gemacht :) Was ist dein Lebensmotto? Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. Bin zwar kein Weintrinker, aber den Spruch meines verstorbenene Großvaters halte ich in Ehren, denn es steckt soviel Wahrheit für alle Lebensbereiche darin :) Teil 2: Wie ist es eigentlich zur Entwicklung von AT gekommen? Anfang 2016 war ich durch einen Todesfall im RL geschäftlich stark eingespannt und musste Last abwerfen. Irgendwann war auch das AG-Spiel dran, das ich nicht ohne eine Träne zu verdrücken an den Nagel hängte. Aber es ging nicht anders. Da ich nun öfters längere Zugfahrten zu erledigen hatte, kam ich auf einer Fahrt auf die Idee eine Mindmap zu erstellen, wie ich das AG-Spiel umbauen würde, um seine Stärken besser herauszuarbeiten und seine Schwachstellen zu umschiffen. Es floßen meine Erfahrungen als Spieler, als Admin und aus den Diskussionen über die Ausrichtung des Spiels im inneren Kreis hinein. Ich ging radikal an die Sache ran: Keine Börsenaufsicht, keine Regeln, keine Million am Anfang, mehr Realismus usw., aber auch Überlegungen wie man das AG-Spiel damit verbinden könnte. Es entstand, was im Nachhinein betrachtet die große Initialzündung werden sollte. Ich schickte diese Mindmap über Whatsapp an die Opecaner und fragte nach Meinungen. Es herrschte dort viel Frust über den Stillstand im AG-Spiel und die mangelnde Perspektivlosigkeit und meine Überlegungen trafen genau den Nerv. Ich schrieb dann in zwei Wochen testgetrieben Order Acceptance, Execution und Settlement und zwei Monate später war die erste spielbare Fassung schon online. Zu dieser Zeit suchte ich auch den Kontakt zu Rady und stellte die Überlegung in den Raum, dass wir die zwei Projekte zusammenführen, um für die AG-Spieler eine Perspektive aufzeigen zu können. Durch das offene API-Konzept des Servers von Alpha-Trader.com wäre es möglich, dass das AG-Spiel als Client weiterbestünde und das AT-Backend sich um die Bearbeitung im Hintergrund kümmerte. Der Vorschlag steht immer noch im Raum. Was sind die weiteren Pläne für AT? Aktuell geht's erstmal darum die 1.0 fertigzustellen und die Beta zu beenden. Das ist nur noch eine Frage von wenigen Wochen, danach geht mein Fokus erstmal weniger auf neue Features, sondern auf das Drumrum, damit mehr Spieler ins Spiel finden und dort noch mehr Spaß als sie eh schon haben. Neue Features wird es aber auch weiterhin regelmäßig geben, das ist klar und mir auch wichtig. Dazu stehe ich in regem Kontakt mit der Community. AT als Finanzmarktsimulation soll ein Börsenspiel mit Langzeitspielspaß sein. Es ist was für Spieler denen das AG-Spiel nicht mehr genügend Reiz und Perspektive bietet, aber versteht sich nicht per se als AG-Spiel-Ersatz. Man kann und soll gerne beides spielen und daran Freude haben :) Bist du eigentlich noch im AGS aktiv? Ja, wenn man das aktiv nennen will. Ich handle aus Zeitmangel und der mangelnden Perspektive kaum noch, sondern bin mit meiner AG sehr anleihelastig unterwegs. Am meisten nutze ich den Indexchat und lese regelmäßig aufmerksam Zeitung und Forum. Dass das Spiel immer noch begeistert, merkt man an den hitzigen Debatten in Chat, Forum und Zeitung. Die Community ist nicht mehr ganz so aktiv wie früher, aber sie lebt noch. Ich bedanke mich sehr für das ausführliche Interview und das nächste Mal bei InFocus: Cerebro974
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AutorBenGolbinsk ist seit 2014 Spieler im AG-Spiel und hat dieses auch aktiv mitgeprägt. Seit 2016 ist man auch aktiver Unterstützer des Spiels Alpha-Trader. Archiv
Januar 2019
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